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Òâîð÷³ñòü |
Á³îãðàô³ÿ |
Êðèòèêà
Wochenandacht
Woche spricht in sieben Tagen,
mahnt zum Kämpfen, nicht zum Klagen,
spitz die Ohren halt den Mund,
stillstes Lauschen ist gesund.
In der Zeit der leiblich Not
achte doppelt geistig Brot!
Sonntag
Ob du an Gott glaubst?
Stolzes Menschlein, ach, wie nichtig!
Daß Gott an dich glaubt,
das allein ist wichtig,
damit dein ehrfüchtig erfülltes Leben
den Weltgeist zwingt, auf dich achtzugeben.
Montag
Den Freund ertragen,
den Feind erschlagen -
rettet's dich je,
schaffst du selbst dir Plagen,
bist selbst in dir allen Elendes voll?
Zahl erst des eignen Unwerts Zoll!
Dienstag
Feinde? Sind's nicht beste Freunde?
Wie oft schon dein Gewissen streunte,
Erbfeind zwingt's zum rechten Wege,
Todfeind lockt's aus dem Gehege
schlimmer Torheit Selbstgenügen.
Fort mit allen Lebenslügen!
Meister eigener Geistnatur,
sichre deines Herr'ntums Spur!
Feinde, Freunde, laß sie schmeicheln,
lügen, trügen, giftig speicheln,
du, in Seelenfestigkeit,
steh' wie Fels im Kampf und Streit!
Mittwoch
Musik! Sie hilft aus vielen Nöten,
ob mit Trompeten, Geigen, Flöten.
Sing dir selbst eins, tanz dazu,
drückt dich noch so schlimm der Schuh -
Sphärenklänge aus selger Ferne -
tanz wie Gottes Himmelssterne!
Heilig sei ihr Rhythmus dir,
und im Notfall zähl drei vier -
Musik, mein Herz! Ach, laß uns springen,
aus Wirrnis Harmonie erzwingen!
Donnerstag
Nimm bösen Alltag nicht zu ernst,
vom Sauertopf nichts Süßes lernst.
Die Donnerer und Spektakelmacher,
selbst Übermenschen, Pazifisten,
sie wollen dich nur überlisten
und treiben mit der Tugend Schacher.
Laß Laffen läffeln, Affen äffeln,
Hunde hündeln, Mond ankläffen -
halt fest am frommen Menschentum,
veracht gemeinen Tagesruhm,
zieh deines Wegs in Fried hienieden,
genieße, was dir Gott beschieden!
Freitag
"Den Christus ans Kreuz und Barnabeas frei!"
Denk' nicht, daß die Geschichte erfunden sei.
"Sein Blut über uns und Kindeskind!"
Die Worte in der Schrift verbürgt uns sind.
Schauerlich wie Blut und Blutgeruch
wittert durch Völker und Zeiten Pharisäerfluch.
Freiheit für Schächer, Schieber und Schinder,
Kreuze für Gott und Gotteskinder:
Jenseits von Gut und jenseits von Bös!
Von Sünd und Lästerung, Herr, uns erlös!
Samstag
Liebe heißt Dienst, noch in bescheidensten Grenzen,
drum bet' und arbeit', nicht um zu glänzen,
nicht um weltlicher Schätze willen,
deiner Seele ewige Sehnsucht sollst du stillen!
Dienstwillig frei! Ohne Trotz des Knechts,
ohne zu blinzeln nach links oder rechts,
so will Gottvater die Menschheit han,
tüchtig den Mann,
gebärfroh das Weib,
das Volkstum rein, reich, heilig bleib.
So mit Lieben und Dienen die Sele durchlichtet,
das Wochentagwerk bleibt wohl verrichtet.
Nun nahe, du Sonntag, Tag des Herrn,
aus Nacht und Dunkel bricht sieghell dein Stern!
Sieh, Morgenglanz hüllt unsere Heimat ein,
wir jauchzen ihr zu, trotz Trübsal und Pein!
Vom Grab meiner Mutter
Vom Grab meiner Mutter komm’ ich gegangen.
Fragt mich nichts, ich kann nichts wissen und sagen.
Aus ewigen Schweigens nächtigen Landen
komm’ ich gegangen, vom Grab meiner Mutter.
Mein Sinnen und Sehnen ist dort,
mein verzweifeltes Wähnen,
jenseits von allem.
Mit blutigem Herzen, zerrissen,
mit schweren Füßen,
vom Grab meiner Mutter komm’ ich gegangen.
Des Herzens heiligste, letzte Zuflucht
liegt unter der Erden.
Vielleicht, wenn des Winters Stürme vorüber,
pflanz’ ich Rosen darauf, rote und weiße,
und der Lenz läßt sie glühen und duften,
und des Sommers Sonne umlächelt sie,
und von den Feldern grüßt die Saat herüber
und manche wilde Blume.
Meine Mutter liebte das Feld
und die Saat und die wilden Blumen . . .
Dann kommt der Herbst,
nimmt alles hinweg,
und dann der Winter . . .
O, wie mich friert . . .
Vom Grab meiner Mutter komm’ ich gegangen,
zum Grab meiner Mutter geh’ ich zurück;
des Herzens heiligste, letzte Zuflucht
liegt unter der Erden.
Fragt mich nichts. Was soll ich wissen und sagen?
Unerbittliches Schweigen umfängt
die nächtigen Lande der Toten.
Mutter! Mutter!
Fortweinen möcht’ ich dies Leben,
so weh ist mir
ohne dich.
Mutter, noch einmal nur
sing’ mir dein Wiegenlied,
Mutter, sing’ mich zur Ruh’ - -
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