Der Trompeter von Säkkingen - Zur einhundertsten Auflage
Auch Bücher haben ihr Schicksal! so sag’
Wie der Rümer ich freudig verwundert;
Die Neuauflage vom heutigen Tag
Ziert sich mit der Nummer Einhundert;
Als Glückwunschboten erscheinen vor mir
Drei schmucke fremde Trompeter,
In fremder Sprache und Zunge grüßt
Und plaudert und lacht ein jeder.
Der eine hat sich von Rotterdam
Dem »Bovenrijn« zugewendet;
Ihm hat ein würdiger geistlicher Herr
Ein »Nederlansch Gewaad« gespendet.
Und er heimelt mich an, als wär’ mir ein Sohn
Mit Flößern nach Holland geschwommen
Und kräftiglichst plattdeutsch angehaucht
»Van der Nordzee« zurückgekommen.
Eine kunstverständige Dame wies
Ihm Albions Haltung und Sitten,
Und sie wünscht mir gütig, ich möge gesund
Ausharren und unverstorben,
Bis mein Schwarzwaldgesang sich ein Heimatrecht
In jeglichem Klima erworben.
Der dritte über den Brenner sich schwang
Als italischer Trombettiere,
Ein rechtsgelehrter feinfühliger Sohn
Veronas erwies mir die Ehre.
Der Herzen humane Bildung hält
Die Völker in Freundschaft verbunden; –
Auf Capri hat als Kaffeehausschild
Hiddigeigei Achtung gefunden.
Nun dank’ ich den Frauen und Jungfrauen all
Und all den guten Gesellen,
Die in der Heimat jahraus jahrein
Sich neu den Trompeter bestellen;
Und vor allem dank’ ich dem lieben Gott,
Der seine Güte ließ walten
Und Buch wie Verfasser in Gnaden hat
Zu solcher Freude erhalten!
Radolfszell, am 56. Geburtstag,
16. Februar 1882.