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Friedrich Nicolai



 

Friedrich Nicolai :: Критика

Творчість | Біографія | Критика

Die Publikationen Nicolais stehen allesamt im Zeichen der Aufklärung und widersetzen sich einem Christentum, das die Aufklärung als irrational verstand: Sowohl in mystischer oder pietistischer als auch dogmatischer Variante wird dieses abgelehnt, wie auch gegen den Jesuiten-Orden und alle anderen tatsächlichen oder vermeintlichen Feinde der Aufklärung vorgegangen wurde. In der Philosophie wurde für den dem Denken Leibnizens und Wolffs nahestehenden Nicolai dann die Transzendentalphilosophie Kants zum Objekt der Kritik, wie der aufkommende Idealismus Fichtes. Literarisch schließlich geriet schon Herder in Nicolais Kritik, später dann die Literatur des Sturm und Drang, der Klassik und der aufkommenden Romantik. Nicolais Mittel der Kritik war hier in der Regel die Polemik, was oft zuerst heftige Reaktionen der Betroffenen auslöste und dann in literarische Dispute ausartete, die häufig von beiderseitiger Rechthaberei gekennzeichnet waren. Bekannt geblieben hiervon ist die Auseinandersetzung mit dem jungen Goethe, dessen Werther Nicolai unter dem Titel Freuden des jungen Werthers 1775 eine um Larmoyanz erleichterte Variante mit ›glücklichem Ausgang‹ gegenüberstellte. Der gescholtene Weimarer Dichter wie auch der vorher angegangene Herder vermochten aber dennoch, Leben und Meinungen des Herrn Magisters Sebaldus Nothanker, eine der wenigen fiktionalen literarischen Werke Nicolais, als Zeitdokument zu würdigen – was unter den Zeitgenossen ansonsten eher Ausnahme blieb. Vom Sturm und Drang bis zur Romantik wurde er als platter Rationalist verspottet. Über die Zeit gerieten, manchmal von anfänglich inniger Freundschaft ausgehend, auf diese Weise unter anderem J. G. Hamann, Johann Caspar Lavater, Christoph Martin Wieland, Johann Heinrich Voß, Johann Heinrich Jung-Stilling und Ludwig Tieck zu Gegnern des streitbaren Nicolais. Johann Georg Jacobi warb 1779 sogar bei Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Wieland und Goethe erfolgreich für eine Widerstandsfront gegen Nicolai, Fichte ließ sich zu der Schrift Friedrich Nicolais Leben und sonderbare Meinungen. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte des vergangenen und zur Pädagogik des ausgehenden Jahrhunderts (1801) hinreißen. Auch Nicolais Reiseschilderungen Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781 und Beschreibung der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam kommen ohne die aufklärerische Polemik nicht aus, enthalten darüber hinaus aber zahlreiche geographische, wirtschaftliche, politische und kulturelle Beobachtungen. Heinrich Heine, der ihn für einen „schlechten Schriftsteller“ hielt, urteilte später gleichwohl: „wir müssen doch eingestehen, daß der alte Nicolai ein grundehrlicher Mann war, der es redlich mit dem deutschen Volke meinte, und der aus Liebe für die heilige Sache der Wahrheit sogar das schlimmste Martyrtum, das Lächerlichwerden nicht scheute.“ In der Entwicklung der Literaturkritik der Aufklärungsepoche kommt Friedrich Nicolai eine zentrale Rolle zu. Er wirkt als Verfasser scharfsinniger Kritiken, aber auch als Redakteur und Herausgeber wirkungsmächtiger Zeitschriften. Seine Weggefährten sind Gotthold Ephraim Lessing und Moses Mendelssohn, mit denen er mehrere kritische Werke gemeinsam konzipiert und verfaßt. Während diese jedoch flexibler an den aktuellen Debatten teilnehmen, konzentriert sich Nicolai im Laufe seiner publizistischen Tätigkeit zunehmend auf einen eklektisch gewonnenen Standpunkt popularphilosophischer, nutzenorientierter Wissenschaft und Literatur, der sich nur eine Zeit lang behaupten kann. Damit verhilft Nicolai zunächst einer ’Berliner Aufklärung’ zu Konzepten, Publikationen und Durchsetzungsvermögen, wird mit seinem Namen sogar deren wichtigster Repräsentant, kann aber später seine Vorherrschaft gegen neuere Strömungen nicht behaupten. Als ’Herr Nickel’ wird er im beißendem Spott der Zeitgenossen aus vielen Kontexten zur Symbolfigur einer untergehenden Literaturrichtung. Nicolais erster viel beachteter Auftritt als Kritiker geschieht mit einer selbständigen Publikation, der Sammlung von fiktiven Briefen: "Briefe über den itzigen Zustand der schönen Wissenschaften in Deutschland" (1755). Rezensionen zu diesem kritischen Großessay, der stilistisch und formal zwischen echter Rezension und ästhetischem Aufsatz anzusiedeln ist, machen ebenso auf das besondere Talent des Verfassers aufmerksam wie auf seinen Mut, weder der Gottschedschen noch der Schweizer Partei angehören zu wollen, als Verfasser der anonymen Schrift vermutet man aufgrund des Stils und der kämpferischen Argumente zunächst Lessing. Vorausgegangen war die längere Abhandlung "Untersuchung ob Milton sein Verlohrnes Paradies aus neuern lateinischen Schriftstellern ausgeschrieben habe" (1753), eine provokative Studie, die an dem idealisierten Vorbild Bodmers und Breitingers zu rütteln wagte. Die Fähigkeit, komplexere literaturtheoretische Gegenstände systematisch abzuhandeln, beweist Nicolai in dem ebenfalls gemeinsam mit Lessing und Mendelssohn ausgearbeiteten "Briefwechsel über das Trauerspiel" (1756/57). In bezug auf Schärfe der Formulierung, Witz und treffsichere Verunglimpfungen hat Nicolai ohne Zweifel tatsächlich in seinem Freund Lessing ein Vorbild gefunden, eine stilistische Nähe des zweiundzwanzigjährigen Buchhändlers zu diesem bereits kampferprobten Meister der Kritik ist in den "Briefen über den itzigen Zustand" unverkennbar. Kongenial schreibt Nicolai schließlichauch in den "Briefen, die neueste Litteratur betreffend" (1759ff.), zu denen er — ebenso anonym wie die anderen Verfasser — einige Stücke beiträgt. Vermutlich eine größere Begabung aber hat Nicolai im Bereich der Organisation, der Planung, Finanzierung und beharrlichen Durchführung publizistischer Großprojekte. Zeitschriften sind es, mit denen er als engagierter Herausgeber und später sogar Verleger den Namen der Berliner Aufklärung bekannt macht: Seine erste kritische Zeitschrift gibt er wiederum gemeinsam mit Moses Mendelssohn heraus, die "Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste" (1757-1759), die anschließend von Christian Felix Weiße weitergeführt wird. Zur festen Institution in der gelehrten Welt wird schließlich Nicolais Rezensionszeitschrift "Allgemeine Deutsche Bibliothek" (1763ff.), die jahrzehntelang durch ihre gefürchteten Urteile die Entwicklung der deutschen Literatur — das heißt in diesem Falle: sowohl Schöne als auch Nützliche Literatur — nachhaltig beeinflußt. Als Herausgeber und verantwortlicher Redakteur zugleich bemüht sich der unermüdliche Nicolai persönlich um Rezensenten, die an dem großen Gemeinschaftsideal der Aufklärung mitarbeiten wollen, selbst über die Klippen der verschärften preußischen Zensur steuert er das Blatt durch Verlagerung an neue Verlagsorte (Kiel, Stettin), wo andere territoriale Zensurgesetze gelten. Nicolais Stil ist anfangs an der Schreibweise seines Freundes Lessing geschult, mit dem er auch die ästhetischen und philosophischen Standpunkte teilt. Im Laufe der Jahre jedoch verfestigt sich Nicolais Arsenal an Meinungen und Vorurteilen zunehmend, so daß er den umfangreichen neuen Strömungen in der deutschen Literatur nicht mehr aufgeschlossen gegenüber steht. Positionen des Sturm und Drang, der Klassik und der aufkommenden Romantik bleiben ihm in vielen Aspekten fremd, mit wachsendem Starrsinn versucht er dagegen die Prinzipien einer von ihm majorisierten ’Berliner Aufklärung‘ dadurch zu behaupten, daß er die entstehenden anderen philosophischen und literarischen Strömungen polemisch angreift. Damit bekräftigt er zwar seinen Machtanspruch erfolgreich bei jenen, die seine Überzeugungen teilen, doch — ähnlich wie bei Gottsched, dessen Vorherrschaft zu begrenzen er einst selbst angetreten ist — isoliert er sich in weiten Kreisen der Gelehrtenrepublik durch unsinnige und unzeitgemäße Auseinandersetzungen. In der Philosophie führt das zu einer, von vielen Zeitgenossen — mit vollstem Recht — als lächerlich und unangemessen gehaltenen Pose gegenüber der Kritischen Philosophie Immanuel Kants und den Arbeiten Fichtes, in der Literatur zu Fehden mit den Weimarern und anderen. Seinen Auftakt nimmt Nicolais Feldzug gegen modernere Konzepte der Literatur mit seinen Stellungnahmen gegen die Geniebewegung und den Sturm und Drang. Er beschränkt sich nicht allein auf Rezensionen, sondern greift zu allen Formen des Pasquillantischen. Die empfindsame Haltung des Protagonisten aus "Die Leiden des jungen Werthers" etwa kritisiert Nicolai öffentlich durch seinen polemischen Gegenentwurf "Die Freuden des jungen Werthers" und "Leiden Werthers des Mannes", in denen er für die Romanhandlung einen neuen Ausgang im Sinne einer pragmatischen Vernunft gestaltet. Als er in seinem Reisebericht "Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz" in den 1790er Jahren schließlich gegen Schillers Zeitschrift "Die Horen" ausfällig wird und deren Programm einer autonomen Kunst lächerlich zu machen sucht, setzt er eine Lawine von Kritik und Spott gegen sich selbst und seine Überzeugungen in gang, die am Ende zu einer Art intellektueller Exekution Nicolais führt und seine großen Leistungen in den Augen des Publikums verschüttet. Viel zu spät zieht sich Nicolai schließlich aus dem kritischen Geschäft zurück und legt auch die redaktionelle Verantwortung für die "Allgemeine Deutsche Bibliothek" nieder. Nicolai kann sich eines wirkungsvollen strukturellen Instruments bedienen, um seine Ideen zu verbreiten und durchzusetzen: eine vom Vater geerbte Buchhandlung entwickelt er konsequent zu einem der mächtigsten und wirtschaftlich erfolgreichsten Verlage des späten 18. Jahrhunderts. Der Verlag bildet nicht allein die logistische Grundlage für die "Allgemeine Deutsche Bibliothek", sondern auch für die Publikation ungezählter aufklärerischer Schriften. Nicolai zeigt, wie schlagkräftig ein Verlag zur Verbreitung eines bestimmten wissenschaftlichen und literarischen Programms sein kann. Charakteristisch ist die autodidaktische Bildung Nicolais: als Knabe hält er es auf keiner Schule aus, aber als gelernter Buchhändler studiert er anschließend auf eigene Faust umfangreiche Fachgebiete. Dieses Verfahren stärkt sein Selbstbewußtsein und macht ihn zu einem gelehrten Zeitgenossen, der die bevorzugten Charakteristika des Zeitalters trägt: selbst zu denken, selbst zu handeln und sich von seiner eigenen Meinung nicht abbringen zu lassen. An Diskussionen mit seinen akademisch gebildeten Freunden nimmt er gleichberechtigt teil und erhält später verschiedene akademische Ehrungen für sein Lebenswerk, unter anderem die Mitgliedschaften in der preußischen und bayerischen Akademie der Wissenschaften. Nicolais eigene Schriften betreffen neben der Literaturkritik und -theorie die Gebiete unterschiedlicher Wissenschaften, von denen einige sehr publikumswirksam in Veröffentlichungen umzusetzen sind: in großen Stadt- und Reisebeschreibungen trägt Nicolai zur Kenntnis der deutschen Territorien bei. Erfolgreich als Schriftsteller ist Nicolai aber vor allem auf dem Gebiet der Romane. Sein bekanntestes Werk "Leben und Meinungen Sebaldus Nothankers" war mit rund 12. 000 verkauften Exemplaren innerhalb weniger Jahre einer der deutschen Topseller des Jahrhunderts. Auch in diesem Roman regiert Nicolais kritischer Geist, werden die Zeitumstände und vor allem das literarische Leben mit analytischem Blick dargestellt.



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